Chefcoach Franz Langwieser im Interview
Die Volleyball-Herren des UVC Raiba der Sportunion Waidhofen/Ybbs spielten nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga im vergangenen Sommer eine tolle Herbstsaison. Ein Gespräch mit Trainer Franz Langwieser über die starke Performance seines Teams, die aktuelle Corona-Situation und seiner Erwartungen für das Saisonfinish.
Herr Langwieser, 2020 war ein sehr turbulentes Jahr, für ihr Team aber auch ein sehr erfolgreiches Jahr, oder?
Ja, das stimmt. Wir haben mit einem jungen Team in einer Spielgemeinschaft mit Aschbach eine sehr starke Saison in der Landesliga hingelegt und hatten dann im Frühjahr die Chance zur Teilnahme an der Relegation zum Aufstieg in die 2. Bundesliga. Aufgrund der Corona-Situation wurde das Spiel gegen unseren oberösterreichischen Gegner aber abgesagt und beide Mannschaften durften aufsteigen.
Der Aufstieg gilt als größter Erfolg der Vereinsgeschichte. Mit welcher Erwartungshaltung sind Sie in die neue Saison gegangen?
Wir wollten vor allem wertvolle Erfahrungen sammeln, unsere jungen Spieler weiterentwickeln und dem Heimpublikum eine gute Show bieten. Sportliches Ziel war der Klassenerhalt.
Dann lief es aber schon in den ersten Spielen überraschend gut, oder?
Wir haben im Sommer die Chance zur Vorbereitung gut genutzt, der Einsatz und der Trainingswillen waren sehr hoch. In Kombination mit einigen wenigen, gezielten Verstärkungen ist es uns dann gelungen, in den ersten Spielen zwar überraschend, aber in jedem Fall verdient als Sieger vom Platz zu gehen. Da haben wir schon gesehen, dass wir besser mithalten können als gedacht und möglicherweise sogar ein Platz im Mittelfeld der Tabelle realistisch ist. Die einzige Niederlage in den ersten sieben Spielen mussten wir auswärts in St. Pölten gegen einen der Titelaspiranten hinnehmen und auch dabei fiel die Entscheidung erst im fünften Satz.
Trotz dieser Niederlage liegt ihr Team aktuell auf Platz eins der 2. Bundesliga Nord, der zur Teilnahme am Oberen Play-Off berechtigen würde, sofern die aktuell wegen Corona unterbrochene Saison fortgesetzt werden kann, oder?
Die Saison ist seit Anfang November unterbrochen, allerdings konnten wir vor wenigen Tagen unter strengen Corona-Auflagen wieder das Training aufnehmen und am 30. Jänner geht es mit einem Auswärtsspiel gegen Hypo Tirol dann wieder los. Da wir unter die Spitzensport-Regelung fallen, können wir die Saison fortsetzen. Das gilt allerdings nur für unser Herren-Team, der gesamte Nachwuchs darf weiter nicht in der Halle trainieren und spielen.
Das heißt, theoretisch wäre sogar der Aufstieg in die 1. Bundesliga möglich?
Wenn wir unsere starken Leistungen aus den ersten Saisonspielen bestätigen können, wäre ein Aufstieg sportlich tatsächlich in Reichweite, ein Ziel ist er allerdings nicht. Wir wollen uns – wie erwähnt – in der 2. Bundesliga etablieren und Nachwuchsspieler entwickeln und von diesem Plan lassen wir uns auch durch den aktuellen Höhenflug nicht abbringen. Unser Ziel wird auch für die kommenden Jahre sein, jungen Spielern eine Plattform zu bieten, damit sie sich im Idealfall für die Nationalmannschaften und bessere Vereine im In- und Ausland empfehlen können. Dieses Ziel steht auch im Fokus der tagtäglichen Nachwuchsarbeit. An normalen Trainingstagen haben wir mittlerweile mehr als 60 Nachwuchsspielerinnen und -spieler unterschiedlichster Altersklassen in der Halle begrüßen, neue Spieler und Spielerinnen sind trotzdem immer gerne gesehen. Resultat dieser Fokussierung auf die Jugendförderung sind auch tolle Erfolge unser Nachwuchsteams. Unser U20-Herrenteam beispielsweise hat im vergangenen Jahr kein einziges Spiel verloren, wurde überragend Landesmeister und konnte auch bei den Österreichischen Meisterschaften als Underdog gegen die Spitzenmannschaften mit guten Ergebnissen aufzeigen.
Bemerkenswert war der Zuschaueranstieg in den vergangenen Spielen. Kamen früher oft nur 40 bis 50 Unentwegte, war die Halle zuletzt mit 120 Zuschauern (mehr ließ das Corona-Konzept nicht zu) voll, die Stimmung gut. Wie ist diese Entwicklung zu erklären?
Die besonders gute Stimmung innerhalb der Mannschaft und des Betreuerstabes, die sensationellen Bemühungen der jungen Spieler und natürlich die guten Leistungen haben die Mannschaft in das Bewusstsein der volleyballbegeisterten Ybbstaler gerückt. Wir hoffen natürlich, dass diese Entwicklung auch nach Corona anhält. Es macht der Mannschaft sichtlich Spaß vor vollen Rängen zu spielen.
Ab Mitte Jänner soll nun der Bau der lang ersehnten neuen Sporthalle beginnen. Was bedeutet die Halle für den UVC Raiba Waidhofen/Ybbs?
Das ist für uns eine einmalige Chance. Damit bekommen wir eine topmoderne Trainings- und Spielhalle, die wir mit unserer Begeisterung und den vielen Fans ab der Neueröffnung natürlich mit Leben füllen wollen. Ein Dank geht schon jetzt an alle Entscheidungsträger und Verantwortlichen der Stadt Waidhofen, die den lang ersehnten Umbau endlich möglich gemacht haben.
Lassen Sie uns abschließend noch einen Blick in die Zukunft werfen: Welche Erwartungen haben Sie für 2021?
Wir hoffen, dass unser traditionelles Rasenbeach-Turnier zu Pfingsten stattfinden kann, 2020 mussten wir dieses leider Corona-bedingt absagen. Unabhängig davon möchte ich mich als Trainer bei allen Spielern, Betreuern und Vereinsverantwortlichen, die zur tollen Saison und unserer tollen Entwicklung beigetragen haben, bedanken. Wir leben hier ein ausgezeichnetes Teamwork, dass nicht nur eine steile Entwicklung möglich macht, sondern auch noch viel Spaß macht und vor allem nachhaltig Wirkung zeigt. Dabei können wir dankenswerterweise auf die Unterstützung teils langjähriger Sponsoren bauen und trotz der schwierigen Corona-Situation ist es uns zuletzt sogar gelungen neue Partner ins Boot zu holen. Der Weg junge Talente zu entwickeln und so Erfolge zu feiern, kommt offensichtlich auch bei den regionalen Wirtschaftsbetrieben gut an.